Kaffee zum Schutz der Gesundheit
Auszug aus Kaffee als Sonnenschutz
SWR, 02.11.2011, Online-Redaktion Sabine Schütze, Andreas Braun
Eine große Studie aus den USA zeigt, dass Kaffee erstaunlich gut vor Hautkrebs schützen kann. Offenbar treibt Koffein die Tumorzellen in den Tod. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Wer literweise Kaffee trinkt, schadet seiner Gesundheit. Und: Kaffee kann Sonnencreme nicht ersetzen.
Wunderpulver - mit Einschränkungen
Wer täglich mindestens drei Tassen Kaffee trinkt, senkt offenbar sein Risiko für weißen Hautkrebs, auch Basalzellenkrebs genannt, ganz erheblich: Bei Frauen sank das Risiko für Basaliome, die meist verbreitete Form von Hautkrebs, um rund 20 Prozent. Bei Männern traten diese Hauttumore im Schnitt neun Prozent seltener auf als bei Nicht-Kaffee-Trinkern. "Man weiß auch für andere Tumoren, also Dickdarmkrebs oder Nierenkrebs, Leberkrebs, dass Kaffee das Krebsrisiko reduzieren kann. Insofern ist das nicht neu. Aber erstaunlich ist die Reduktion um 20 Prozent. Und dass man gesehen hat: Je mehr Kaffee, umso besser für die Reduktion von Basaliomen. Was für andere Tumoren jetzt so nicht gefunden wurde", sagt Hautärztin Jessica Hassel vom Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg.
In Kaffee stecken besonders viele sogenannte Polyphenole. Die sind wahrscheinlich verantwortlich für den Schutzeffekt bei einigen Krebsarten. Polyphenole finden sich aber auch in grünem Tee oder Weintrauben.
Polyphenole
... sind für uns Menschen ähnlich wichtig wie Vitamine. Sie kommen hauptsächlich in den Randschichten von Pflanzen vor. Polyphenole sowie deren Umwandlungsprodukte sind Aroma- oder Farbstoffe,
etwa Phenolsäuren und Flavonoide.
Phenolsäuren geben unseren Lebensmitteln den herben Geschmack, so auch dem Kaffee.
Flavonoide sind u.a. wasserlösliche Pflanzenpigmente, die den roten Weintrauben, Kirschen und Aprikosen zum Beispiel ihre leuchtenden Farben verleihen. Viele gesundheitsfördernde Wirkungen werden
den Polyphenolen zugeschrieben, wie krebsvorbeugend, herzschützend und entzündungshemmend.
Kaffee hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge
Koffein fördert nicht nur die Aufmerksamkeit, es stärkt auch das Erinnerungsvermögen
Dass Koffein wacher und aufmerksamer macht, ist seit langem bekannt. Aber hat es auch Einfluss auf unser Langzeitgedächtnis? US-Forscher sagen: ja. In ihrem Experiment schnitten Probanden, die eine Koffeinpille geschluckt hatten, in einem Gedächtnistest besser ab als die Kontrollgruppe, wie die WIssenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" berichten. Welche Mechanismen hinter dem verbesserten Erinnerungsvermögen stecken, ist jedoch noch ungeklärt.
Rund 200 Milligramm Koffein
nimmt jeder Europäer im Durchschnitt pro Tag zu sich – das entspricht einem Becher starken Kaffee. Die Substanz ist eine beliebte Bürodroge, weil sie Müdigkeit unterdrückt, Wachsamkeit und
Aufmerksamkeit steigert. „Wir wussten schon immer, dass Koffein die kognitive Leistungsfähigkeit steigert“, sagt Michael Yassa von der Johns Hopkins University in Baltimore, einer der Autoren
der Studie. „Aber seine Wirkung darauf, Erinnerungen zu stärken und sie vor dem Vergessen zu bewahren, wurde bei Menschen bisher noch nie im Detail untersucht.“
Die wenigen existierenden Veröffentlichungen legen nahe, dass Koffein keinerlei Wirkung auf unser Gedächtnis hat. Yassa bemängelt jedoch, dass deren Versuchsaufbau zu wünschen übrig ließ. „In
fast allen dieser Studien wurde das Koffein vor der Lernsitzung verabreicht“, sagt er. Dadurch ließ sich nicht einwandfrei sagen, ob sich tatsächlich das Erinnerungsvermögen selbst
verbessert, oder ob die besseren Ergebnisse durch höhere Aufmerksamkeit bereits beim Lernen entstehen.
Koffein erst nach der Lernsitzung
Um diese Frage zu beantworten, gingen Yassa und seine Kollegen die Sache daher anders an. Sie zeigten 100 koffeinabstinenten Probanden Bilder und forderten sie auf zu entscheiden, ob die
gezeigten Gegenstände ins Haus oder ins Freie gehörten. Erst fünf Minuten nach der Sitzung verabreichten die Forscher ihnen entweder eine Pille mit 200 Milligramm Koffein oder ein Placebo. 24
Stunden später wurden die Probanden erneut einbestellt: Diesmal mussten sie angeben, ob sie die Bilder, die ihnen präsentiert wurden, vom Tag zuvor kannten, ob sie neu waren oder ob sie den
am Vortag gezeigten Gegenständen lediglich ähnelten.
Bei der Einteilung der Bilder in alt und neu schnitten beide Gruppen gleich gut ab. Ein Unterschied zeigte sich erst beim Identifizieren von Abbildungen, die bekannten Bildern ähnelten. Hier
schlug sich die Koffein-Fraktion deutlich besser. Gefragt ist bei dieser Aufgabe eine Fähigkeit namens Mustertrennung. Die Teilnehmer müssen sich dazu Einzelheiten der zuvor gezeigten
Abbildung vergegenwärtigen, was auf detailliertere Erinnerungen hindeutet.
Doping für den Hippocampus?
Erstautor Daniel Borota und seine Kollegen prüften außerdem, wie stark der Effekt des Koffeins von der Dosis abhängt. Wie sich herausstellte, hatten 100 Milligramm nahezu keine Wirkung auf
die Gedächtnisleistung; 300 Milligramm waren in etwa so wirksam wie 200 Milligramm. Welcher Mechanismus hinter dem Gedächtnisdoping steckt, wollen die Forscher nun unter die Lupe nehmen. Sie
vermuten, dass des Rätsels Lösung im Hippocampus zu finden ist – jener Region unseres Gehirns, die dafür verantwortlich ist, Erinnerungen aus dem Arbeitsspeicher ins Langzeitgedächtnis zu
überführen. (Nature Neuroscience, 2014; doi: 10.1038/nn.6323)
Quelle: aus cinexx - Wissensmagazin, MMCD NEW MEDIA GmbH, www.mmcd.de
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